Weisheit versus Weissheit


Man muss nicht besonders kritisch sein, wenn man Waschmittelwerbung satirisch aufs Korn nehmen will. Im Prinzip ist diese Art der Reklame an sich schon Realsatire. Man weiss, was man hat, wenn man weisse Riesen, porentiefe Aktivkügelchen und anderen Marketing-Stuss genauer analysiert: Der Markterfolg gibt den Erfindern Recht. Leider. Mitunter sind sich die Werber freilich zu schön, um einfach Platituden wie «wäscht weisser» in die bunte Werbewelt zu setzen und versuchen anspruchsvoll zu sein. Im Moment läuft ein TV-Spot, der eine ganz andere, nämlich eine geisteswissenschaftliche Botschaft aufweist. Die Kommunikatoren haben ganz tief in die Trickkiste der Philosophie gegriffen und gewissermassen anthropologische Erkenntnisse als Grundlage ihrer Kampagne gewählt. «Flecken machen Menschen» heisst ihre ebenso unergründliche wie gewagte These. Ob es sich dabei um eine legasthenische Satzkonfusion handelt (sollte es nicht eher heissen: «Menschen machen Flecken?») oder ob die den Unsinn wirklich glauben, den sie da in die Stuben flimmern lassen, bleibe dahin gestellt. Ich meine bloss, man sollte Werbung tonalitätsmässig dem nachempfinden was ihre Aufgabe ist: informieren und verkaufen. Intellektuelle Auseinandersetzung mit Geisteswissenschaften gehört definitiv nicht dazu. Schon gar nicht, wenn es um Waschmittel geht. Da geht es bekanntlich um Weissheit, nicht um Weisheit.