Starker Stoff -- Der Countdown läuft
Das Schwingermodeprojekt «Starker Stoff -- Nähen für die Bösen» von Radio SRF 1 und der Schweizer Textilfachschule geht in die letzte Runde. Ab 26. August wählen die Radiohörerinnen und -Hörer das beste Schwingeroutfit.
17.01.2013
Publikation im Tages Anzeiger, Zürich
Der Handel im Wandel
Von Dr. Reto Waltisberg
((Lead))
Das Verhalten der Konsumenten beim Kleiderkauf hat sich rasant geändert. „Heute schon Kleider bestellt?“, habe ich kürzlich im Tram gehört und als ich neulich wieder einmal Briefmarken am Postschalter erstand, wimmelte es von rücksendebereiten Paketen für
Zalando.
((Copytext))
Es gibt nur wenige Bereiche, in denen Veränderungen der Wirtschaftslandschaft so
unmittelbar spürbar werden, wie im Fashion-Retailing. Veränderte Einstellungen, neue
Einkaufsgewohnheiten und Kaufpräferenzen der Konsumenten, aber auch veränderte
demografische Relationen sowie begrenzte Budgets in der gesamten Wertschöpfungskette
führen zu tiefgreifenden Anpassungsnotwendigkeiten. Es ist davon auszugehen, dass das
Wechselkursverhältnis EURO-CHF Hauptgrund für den Preiszerfall im Schweizer
Detailhandel war. Aufgrund der Frankenstärke wird der grenznahe Einkaufstourismus und
der Onlinekauf im Ausland gefördert und der Detailhandel zeigt sich gezwungen, seine
Preise anzupassen. Der Konsument verlagert seine Ausgaben und verzichtet oder spart im
Bekleidungsmarkt („Modefasten“).
Der Schweizer Textilverband (TVS) meldet, dass die gesamte Schweizer Textil- und
Bekleidungsindustrie auf ein wirtschaftlich schwieriges Jahr zurück blickt. Die Abschwächung
der Weltkonjunktur und der deutlich überbewertete Schweizer Franken hat den stark
exportorientierten Unternehmen der Branche zu schaffen gemacht. Die Exporte fielen im
Vergleich zum Vorjahr um 5.2%. Trotz schwierigem Umfeld ist die Wertschöpfung der
Branche um 1.4% gestiegen.
Gekauft wird überall
Die Globalisierung macht nicht vor dem Retail Business halt. In Form neuer
Beschaffungsmärkte, über Ländergrenzen hinweg, vertikal integrierter Prozessketten oder in
Form von Internationalisierungsstrategien filialisierter Anbieter wird deutlich, dass
international ausgerichtete Wettbewerber einen steigenden Stellenwert haben.
Viele erfolgreiche Retailkonzepte weisen eine internationale Dimension auf. Pull&Bear,
Weekdays, Abercrombie&Fitch, MUJI, UNIQLO, Bershka, COS, etc. sind strategische
Retailkonzepte, die international multipliziert werden. Sie alle haben eines gemeinsam: Alle
wollen in den Schweizer Markt eintreten. Die Schweiz gilt für den Internationalen Mode- und
Bekleidungsdetailhandel immer noch ein attraktiver Standort mit Wachstumspotenzial. Die
Zahl der Monolabel Stores steigt und setzt das Mehr-Marken-Konzept von Warenhäusern
unter Druck.
Oft wird im Schweizer Detailhandel, besonders im Zusammenhang mit dem Markteintritt
Internationaler Retailer die Furcht geäussert, dass der hiesige Markt auf einen Zustand des
„Overstoring“ hinsteuert. Ungeachtet dieser Furcht setzt sich der Flächen-Expansionskurs
fort. Die Gesellschaft für Konsumentenforschung (GfK) berichtet, dass bis zum Jahr 2015
zusätzliche 930'000 m2 Verkaufsfläche zur Verfügung stehen werden.
Doch welche Kräfte stecken hinter der Gier nach Fläche? Was sind die Chancen und
Gefahren für den nationalen Kleinhandel? Welche Vorteile ziehen Konsumenten aus solchen
Entwicklungen? Welche Gefahren verstecken sich hinter dieser Flächenexplosion? Welche
Faktoren verstärken diesen Wandel im textilen Retailing? Welche Triebkräfte der
Veränderung lassen sich identifizierten?
Textil, Mode und Business vereint
Über solche Fragen brüten die Studenten der Schweizerischen Textilfachschule STF in
Zürich. Aber nicht nur: Um die zukünftige Generation in der Textilbranche zu bilden, hat die
Schweizerische Textilfachschule STF neben der kaufmännischen Grundausbildung und den
Bachelor-Lehrgängen nun den ersten Masterstudiengang in Textil, Mode und Business
lanciert. Die Weiterbildung auf universitärem Niveau richtet sich an Textil,- und Mode,- und
Businessinteressierte und feiert mit ihrem ersten Lehrgang seiner Art eine Schweizer
Premiere: Noch nie hat es in der Schweiz einen Master-Studiengang gegeben, welcher die
drei Themenbereiche Textil, Mode und Business vereint. „Wir sehen den Unterricht als
gemeinsame Auseinandersetzung mit aktuellen Problemstellungen aus der Praxis,“ erklärt
Helmut Hälker, der Direktor der Schweizerischen Textilfachschule, der den Kurs massgeblich
geschneidert hat.
Genau da setzt das Studium an. Die berufsbegleitenden Semester ermöglichen die fachliche
Vertiefung entlang der textilen Wertschöpfungskette und qualifizieren die Absolventen für
Führungsaufgaben in interdisziplinären Projekten in Firmen der gesamten Textil- und
Modeindustrie. Je nach beruflicher Herkunft sind ergänzende Module zu besuchen, die
folgende Schwerpunkte thematisieren: Innovations- und Changemanagement, Sortimentsund
Kollektionsgestaltung, Ethik und Nachhaltigkeit, Marketing und Sourcing, Brand
Management und interkulturelle Businessknigge, Textile- und Fashion-Technology.
Absolventen des Master-Programms arbeiten in Firmen der gesamten Textil- und
Modeindustrie, im Handel wie auch in der Herstellung. Sie gestalten, entwickeln oder
organisieren Produkte und Sortimente, legen Kollektionen fest und arbeiten dazu eng mit
Forschung & Entwicklung zusammen. Sie sind häufig als Product- oder Categorymanager,
als Brandmanager, Product Engineer oder Projektleiter im Design und der Entwicklung oder
Konstruktion tätig. Die Schweizerische Textilfachschule setzt mit ihrem „Master of Science“
auf die lokale Zukunft und gibt sich gleichzeitig global: Der Titel wird von der University of
West London validiert.
Eine Besonderheit des Studiums ist wohl die Verknüpfung von Textilem und Mode mit
Product Management. Es tut der heimischen Textilbranche gut, wenn eine neue Generation
hochqualifizierter FührungskraÅNfte heranwächst, die ganzheitlich denkt, nachhaltig handelt
und Chancen in der Schweiz findet. Der Wandel im Handel ist noch längst nicht
abgeschlossen.
((Infobox, 1021 Wörter, inkl. Leerzeichen))
Schneidern Sie sich Ihre Zukunft.
Die Schweizerische Textilfachschule ist seit 1891 das Kompetenzzentrum der Textilbranche
und bietet als einziges Institut der Schweiz Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für den
gesamten Textil- und Bekleidungsbereich auf den Stufen Grundbildung, Bachelor und Master
an.
Die Verbindung von Querdenkern, Kreativen und Spezialisten spiegelt sich auch in der
Stundenplangestaltung wieder. An der STF werden Fächer aus den Bereichen Textil und
Bekleidung sowie Textilwirtschaft und Business Management doziert. Diese Vielseitigkeit ist
auch bei Arbeitgebern sehr gefragt und macht die STF zur eigentlichen Talentschmiede.
Studierende an der STF profitieren von einem breiten Angebot und können sich in
verschiedene Fachrichtungen vertiefen. Fallstudien aus Unternehmen der Textil- und
Modewelt, Gastvorträge von FührungskraÅNften aus der Wirtschaft, Praktika im modern
eingerichteten Maschinenpark in Wattwil und Exkursionen im In- und Ausland dienen der
Vertiefung und sichern den Praxisbezug.
Diesen Geist der Zusammenarbeit findet sich in den Arbeitsräumen in Zürich genauso wie in
der Caféteria oder in Wattwil. Die Studierenden an der STF profitieren nicht nur von der
Vergangenheit sondern auch durch die Vernetzung in der Wirtschaft im In- und Ausland und
der Verknüpfung von Handwerk und Management. Und sind dank aktiver Forschung und
Entwicklung auch am Puls neuer Innovationen.
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